Wudu
Wudu‘ ist die kleine rituelle Waschung zur Erzielung der rituellen Reinheit.
Absicht (Niyyah)
Um einen gültigen Wudu (rituelle Waschung) zu vollziehen, muss die Absicht, rituelle Unreinheit zu entfernen oder einen Gottesdienst vorzubereiten, spätestens beim Beginn der Waschung gefasst werden. Die Absicht kurz vor Beginn zu fassen ist auch zulässig. Sie sollte nicht ausgesprochen werden. Wudu mit dem Ziel, sich abzukühlen oder nur Schmutz zu entfernen, ist ungültig. Die Absicht ist eine Bedingung, ohne die der Wudu ungültig ist.
Säulen
Gesicht waschen
Das Gesicht beginnt von Haaransatz und wird unten vom Kieferknochen und Kinn abgeschlossen und es geht vom Anfang eines Ohrläppchen zum anderen. Unter „Waschen“ versteht man Wasser über etwas zu gießen, es reicht also nicht, mit feuchter Hand über dein Gesicht zu streichen. Hat man keine Haare mehr am Haaransatz fängt man da an, wo die Haare normalerweise wachsen würden.
Waschen der Hände bis zu den Ellbogen
Die Arme müssen von den Fingerspitzen bis inklusive der Ellbogen gewaschen werden. Es müssen alle Finger gewaschen werden.
Streichen über den Kopf
Gemeint ist der derjenige Teil des Kopfes, wo normalerweise Kopfhaare wachsen. Man soll über den gesamten Kopf streichen und diese benetzen. Man soll beim vorderen Teil seines Kopfes beginnen und bis zu seinem Nacken fahren. Danach soll man zu der Stelle zurückkehren, von wo man aus angefangen hat. Die Gültigkeit des Wudu ist gewährleistet, wenn eine Frau mit feuchten Händen über ihren Himar (Kopftuch) fährt, sodass die Feuchtigkeit an ihre Haare gelangt. Bei langen Haaren muss man nicht die die gesamte Länge der Haare bestreichen, sondern man bestreicht nur die kopfnahen Haare.
Streichen über die Ohren
Bei diesem Vorgang streicht man mit den Zeigefinger das Innere und mit dem Daumen das Äußere der Ohren. Es kann dasselbe Wasser genutzt werden, wie beim Benetzen des Kopfes.
Waschen der Füße
Jeder Fuß muss jeweils bis und mit den Knöchel gewaschen werden. Sowie jeder Finger gewaschen werden müssen, so müssen auch die einzelnen Zehen gewaschen werden.
Muwalah
Muwalah bedeutet die Säulen direkt hintereinander durchzuführen, ohne dazwischen einen zeitlich zu großen Abstand zu lassen.
Wenn man eine bestimmte Stelle nicht waschen kann
Bei einem ordnungsgemäßen Wudu muss grundsätzlich das Wasser an alle erforderlichen Stellen gelangen. Es dürfen sich keine wasserabweisenden Materialen wie Wachs, Lack, Nagellack, Sekundenkleber o. ä. auf der Haut bzw auf den Nägeln befinden.
Sunnah-Teile des Wudu
Eine Sunnah ist eine Tat, für die man, wenn man sie vollbringt, Belohnung erhält. Wenn man sie absichtlich unterlässt, wird man dafür aber nicht zur Rechenschaft gezogen.
Siwak (Die Zähne mit der Baumbürste reinigen) :
Der Begriff Siwak wird sowohl für die baumbürste selbst, als auch für den Vorgang der Reinigung verwendet. Am besten reinigt man die Zähne bevor man mit dem Wudu beginnt.
Basmalah
Die Basmalah sagt man, sobald man die erste Sunnah-Handlung des Wudu durchführt, nämlich das Waschen der Hände. Ist neben dem Waschbecken beispielweise die Toilette, kann man die Basmalah auch sprechen bevor man den Raum mit der Toilette betritt.
Hände waschen
Beim Waschen der Hände unterscheidet man betreffend der Unreinheit (Nagasah) drei Fälle:
- Wenn man sicher ist, dass sich Nagasah daran befindet, muss man sie waschen.
- Wenn man sicher ist, dass sich keine Nagasah daran befindet, ist es Sunnah, sie zu waschen.
- Wenn man nicht sicher, ob sich daran Nagasah befindet, ist es mustahabb (empfohlen), sie zu waschen
War man allerdings in einem Schlaf bei dem man das Bewusstsein verlieft, muss man die Hände waschen.
Ausspülen des Mundes und Ausspülen der Nase
Man schöpft mit der rechten Hand dreimal Wasser und nimmt jedes Mal zuerst etwas davon in den Mund und zieht gleich anschließend ein wenig in die Nase ein. Das Wasser im Mund bewegt man hin und her und spuckt es dann wieder aus. Auch das Wasser in der Nase lässt man nicht einfach rauslaufen, sondern man schnaubt es aus.
Mit den Fingern durch den Bart fahren
Das Durchfahren des Bartes beim Waschen des Gesichtes ist eine Sunnah. Bei dichtem Bartwuchs muss nur die obere Schicht gewaschen werden, bei schwachem Bartwuchs d.h., wenn die Haut durchscheint, muss das Wasser an die Gesichtshaut gelangen.
Das Waschen zwischen Fingern und Zehen (Tahlil)
Wenn man dadurch, dass man beispielweise zu wenig Wasser hat, nicht gewährleisten kann, dass das Wasser überall ankommt, dann ist der Tahlil sogar verpflichtend.
Mit rechts beginnen
Eine weitere Sunnah ist es, sowohl das Waschen der Hände bis zu den Ellbogen wie auch das Waschen der Füße mit rechts zu beginnen.
Dreimal waschen
Dies gilt für Gesicht, Hände und Füße
Den Wudu erneuern
Selbst, wenn man noch Wudu hat, ist es Sunnah, den Wudu zu erneuern, weil beispielweise viel Zeit verstrichen ist.
Nach dem Wudu folgenden Dikr aussprechen:
Folgender Hadith wird überliefert:
مَا مِنْكُمْ مِنْ أَحَدٍ يَتَوَضَّأُ فَيُبْلِغُ – أَوْ فَيُسْبِغُ – الْوُضُوءَ ثُمَّ يَقُولُ أَشْهَدُ أَنْ لاَ إِلَهَ إِلَّا اللَّهُ وَأَنَّ مُحَمَّدًا عَبْدُ اللَّهِ وَرَسُولُهُ إِلَّا فُتِحَتْ لَهُ أَبْوَابُ الْجَنَّةِ الثَّمَانِيَةُ يَدْخُلُ مِنْ أَيِّهَا شَاءَ
Jeder von euch, der den Wudu auf die beste Art und Weise verrichtet und anschließend sagt: Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah Er ist ein Einziger und hat keine Teilhaber. Und ich bezeuge, dass Muhammad Allahs Diener und Gesandter ist, dem werden die acht Tore des Paradieses geöffnet. Er kann sich aussuchen, durch welches er eintreten möchte.
Auf Arabisch heißt der Dhikr:
أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا اللهُ وَحْدَهُ لا شَرِيكَ لَهُ وَأَن مُحَمَّدًا عَبْدُهُ وَرَسُولُهُ
Ašhadu ‚al-lā ‚Ilaha illal-Lahu wahdahū lā Šarīka lahū wa ‚anna Muhammadan ‚Abduhū wa Rasūluh(u)
AnleitunG
- Die Absicht fassen, den Wudu durchzuführen
- Dann sagt man „Bismil-Lah“
- Nun wäscht man dreimal die Hände bis zum Handgelenk. Dabei wird jedes Mal für jede Hand neues Wasser geschöpft, unabhängig davon, ob sie noch feucht genug ist vom letzten Waschgang
- Drei mal Mund und Nase waschen, wie oben breschrieben
- Danach wäscht man dreimal das Gesicht. Wer einen dichten Bart hat, fährt mit den Fingern hindurch. Bei schwachem Bartwuchs wird die durchscheinende Haut mitgewaschen.
- Anschließend wäscht man die Hände bis zu den Ellbogen und zwar jeweils dreimal die komplette Hand inklusive der Ellenbogen.
- Dann nimmt man Wasser in die Hände, lässt es abtropfen und streicht mit beiden Händen einmal über den Kopf. Der Nacken wird weder benetzt noch gewaschen. Wenn man am Nacken angelangt ist, streicht man zurück bis zum Haaransatz.
- Danach benetzt man, ohne neues Wasser zu schöpfen, gleichzeitig beide Ohren. Mit den Zeigefingern macht man Mash im Innenohr und mit den Daumenspitzen am Außenohr.
- Als letztes wäscht man dreimal jeden Fuß inklusive Fußknöchel. Hiermit ist der Wudu‘ beendet.
Was den Wudu ungültig macht
Urin und Kot
Das Wudu wird durch das Austreten von Urin und Stuhl fasid (ungültig).
Vaginale Flüssigkeit
Auch durch Ausfluss aus der Vagina wird der Wudu fasid.
Madi (Vorsamen)
Nach Austreten von Vorsamen muss das gesamte Geschlechtsteils gewaschen werden, inklusive Hoden.
Wadi (Spermatorrhoe/Nachtropfen)
Hierbei handelt es sich um eine schleimige Flüssigkeit, die nach dem Urin in Form von Tropfen austreten kann.
Istihadah (Blutung der Frau außerhalb der Regel)
„Istihadah“ ist die Bezeichnung für außerhalb der Menstruation aus der Vagina austretende Blutungen.
Darmwind
Wind zu lassen, beendet die Gültigkeit des Wudu. Sollte aus dem Geschlechtsteil Luft entweichen, so bleibt der Wudu gültig.
Blut und Eiter
Wenn sie aus Geschlechtsteilen und After austreten.
Erbrochenes
Wenn das essen sich in der Form noch nicht verändert hat, weil es gerade erst eingenommen wird, ist das Wudu immer noch gültig. Für alle anderen Fälle nicht mehr.
Schlaf
Nach tiefem Schlaf verliert der Wudu seine Gültigkeit. Kurzes Einnicken macht den Wudu nicht ungültig. Als Maßstab dient: Ist der Schlaf so tief, dass einem ein Stift aus der Hand fallen kann, ohne dass man es bemerkt oder wenn man die Stimmen von Personen nicht mehr zuordnen kann, dann ist der Wudu ungültig.
Ohnmacht, Trunkenheit und Wahnsinn
Weil man in all diesen Zuständen nicht mehr weiß, ob man sein Wudu gehalten hat oder nicht.
Das Berühren der Schamteile
Wer Schamteile oder After berührt, dessen Wudu ist ungültig geworden. Das selbe gilt auch für die entsprechenden Körperteile des Kindes. Dabei handelt es sich um direkte Berührungen. Wenn ein Tuch genutzt wird, besteht das Wudu weiterhin.
Das Essen von Kamelfleisch
Isst man Kamelfleisch so wird der Wudu ungültig.
Alles was zu Ghusl verpflichtet.
Immer wenn man etws tut, das Gusl erfordert, wird automatisch auch der Wudu ungültig.
Unsicherheit über die Gültigkeit des Wudu
Das Grundprinzip lautet: Gewissheit wird nicht durch Zweifel beseitigt. Als Beispiel: Man weiß nicht mehr, ob man sein Wudū verloren hat oder nicht. Man weiß aber sicher, dass man zuvor Wudu hatte. Daher nimmt man an, dass man weiterhin Wudu hat.
Untersagte Handlungen während des kleinen Unreinheit
Den Mushaf berühren
Man darf den Quran in Buchform (Mushaf) nicht direkt ohne Wudu anfassen. Wenn Gefahr besteht, beispielweise droht er aus dem Regal zu fallen, darf man ihn berühren.
Ein Gebet verrichten
Man darf kein Gebet verrichten ohne Wudu verrichten.
Tawaf verrichten
Man darf ohne Wudu keinen Tawaf verrichten.