Fard-Handlungen (Säulen)

Fard (- Rukn) sind diejenigen Handlungen, die unbedingt verrichtet werden müssen. Lässt man eine davon aus Versehen aus, muss man sie nachholen, sofern dies noch möglich ist, ansonsten muss die gesamte  Rak’ah wiederholt werden.

Wer z. B. die Fatihah absichtlich weglässt, obwohl er anerkennt, dass das Lesen der Fatihah Fard ist, dessen Şalah ist ungültig. Wenn jemand die Fatihah allerdings nur vergisst und 

beispielsweise direkt mit einer Sürah aus dem Qur’an beginnt, muss er zurückkehren und die Fatihah lesen, sobald er sich in dieser Rak’ah noch daran erinnert.

Qiyām (das Stehen)

Qiyām im Şalāh ist der erste Rukn. Allāh sagt:

يَتَأَيُّهَا الَّذِينَ ءَامَنُوا إِذَا قُمْتُمْ إِلَى الصَّلَاةِ فَاغْسِلُوا وُجُوهَكُمْ 
O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr euch zum Gebet aufstellt, so wascht eعer Gesicht […]“ (5:6)

Und Allah sagt:

وَقُومُوا لِلَّهِ قَانِتِينَ …
..[…] steht in demütiger Ergebenheit vor Allah.“ (2:238)

-Handelt es sich um ein Pflichtgebet und man sitzt, obwohl man stehen kann, so ist das Gebet ungültig, denn man hat nicht das umgesetzt, was Allāh verlangt.

-Bei einem freiwilligen Gebet darf man hingegen auch ohne Grund sitzen, allerdings verringert dies die Belohnung:


عَنْ عِمْرَانَ بْنِ حُصَيْنٍ أَنَّهُ سَأَلَ النبي صلى الله عَلَيْهِ وَسَلَّمَ عَنْ صَلَاةِ الرَّجُلِ قَاعِدًا فقالَ صَلَاتُهُ قَائِمًا أَفْضَلُ مِنْ صَلَاتِهِ قَاعِدًا وَصَلَاتُهُ قَاعِدًا على النصف مِنْ صَلَاتِهِ قَائِمًا وصَلاتُهُ نَائِمًا عَلَى النَّصْفِ مِنْ صلاته قاعدًا
‚Imran Ibn Husayn befragte den Propheten über das Beten im Sitzen. Da sagte er: „Im Stehen zu beten ist besser als im Sitzen. Und im Sitzen zu beten ist halb so viel wert wie im Stehen. Und im Liegen zu beten ist halb so viel wert, wie im Sitzen zu beten.“

Kann man sein Pflichtgebet aus gesundheitlichen Gründen nicht im Stehen verrichten, entfällt dieser Rukn.

Man gilt als stehend, wenn man mit seinen beiden Händen nicht seine Knie berühren kann. Sobald die Position dies erlaubt, befindet man sich in der Verbeugung und nicht mehr im Stehen (Qiyām).

Der Tahrim-Takbir (der erste Takbir am Anfang des Gebets) muss ich stehen erfolgen, um ins Gebet einzutreten, außer ich bin zumindest am Anfang des Gebets noch in der Lage zu stehen. Dann sage ich den Takbir im Sitzen und setze mich daraufhin hin. Prinzipiell muss man stehen, solange man kann. 

Der Tahrim-Takbir

Mit diesem Takbir ist nur der allererste Takbir des Şalah gemeint, denn durch diesen tritt man in das Gebet ein. Tahrim kommt vom Wort haram und gemeint ist, 
dass nach diesem Takbir bestimmte Dinge verboten sind, die zuvor noch erlaubt waren.

Das Lesen der Surah al-Fatihah

Es ist ausdrücklich gefordert, dass die Fatihah ausgesprochen wird. Es genügt nicht, sie gedanklich zu lesen. Man muss beim Sprechen die Lippen bewegen und Geräusche erzeugen. Ausgenommen hiervon ist jemand, der aufgrund einer Krankheit oder aufgrund von Schmerzen an den Sprechwerkzeugen nicht sprechen kann. In diesem Fall genügt es, die Fatihah in Gedanken zu lesen.

Als Imam/Munfarid liest man sie laut in den Rakaat in denen laut gelesen wird und leise in den übrigen Rakaat. Als Mamum hört man dem Imam zu, wenn er laut liest und liest leise, in den übrigen Rakaat, solange der Imam einem Zeit gibt dafür. 

Die Verbeugung (Rukū‘)

Allah hat uns angeordnet, uns zu verbeugen, und eine Anordnung ist grundsätzlich als Pflicht zu verstehen:

يَأَيُّهَا الَّذِينَ ءَامَنُوا أَرْكَعُوا وَاسْجُدُوا
„O ihr, die ihr glaubt, verneigt euch und werft euch in Anbetung nieder […]“ (22:77)

Sobald man sich soweit geneigt hat, dass man mit den Händen seine Knie berühren kann, ist der Rukü gültig, wobei es Sunnah ist, seinen Rücken waagerecht zu halten.

Sich wieder aufrichten

‚Abū Humayd as-Sa’idiyy sagte:

فإِذا رفع رأسه استَوَى حَتَّى يَعُودَ كُلُّ فَقَارٍ مَكَانَهُ 
Wenn er sich dann erhob, stand er aufrecht, so dass jeder Wirbel wieder an seine Stelle gelangte.

Begibt man sich in den Suğūd, noch bevor man so stand, dass der Rücken gerade war, muss man zurückkehren und sich aufrecht hinstellen. Ist man bereits im Suğūd, wenn man dies bemerkt, muss man die Rak’ah nachholen, ansonsten ist das Gebet ungültig. Ausgenommen sind Leute, die aufgrund von Krankheit oder Alter nicht aufrecht stehen können. Sie müssen sich soweit aufrecht hinstellen, wie es ihnen möglich ist.

Suğūd (Niederwerfung) auf die sieben Körperstellen

Mit der Niederwerfung ist die Handlung selbst gemeint, welche konkret zweimal vorkommt einmal, nach dem Stehen im Anschluss an den Ruku‘, und einmal nach dem Sitzen, welches nach der ersten Niederwerfung folgt.

Worauf man sich niederwerfen muss

Wie zuvor erläutert, müssen 7 bzw. 8 Körperstellen den Boden berühren:

عَنْ ابْنِ عَبَّاسٍ أمر النَّبِيُّ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ أَنْ يَسْجُدَ عَلَى سَبْعَةِ أَعْضَاء وَلَا يَكُفَّ شَعَرًا وَلَا تَوْبًا الْجَبْهَةِ وَالْيَدَيْنِ وَالرُّكْبَتَيْنِ وَالرَّجُلَيْنِ
Ibn ‚Abbās sagte: „Dem Propheten wurde angeordnet, sich auf sieben Körperstellen niederzuwerfen und weder Haare zu binden noch Kleider hochzukrempeln: die Stirn, die beiden Hände, Knie und Füße.“

Von der Hand müssen sowohl die Finger, als auch die Handfläche den Boden berühren. Es reicht auch nicht aus, sich auf die Handrücken niederzuwerfen.

Ausgenommen von dieser Pflicht sind Leute, die Angst haben, durch die Niederwerfung einen Schaden zu erleiden, beispielsweise jemand, der eine Operation an den Augen hatte und befürchtet, durch die Bewegung das Augenlicht zu verlieren.

Wenn man nun im Sitzen betet, weil man nicht stehen kann, bedeutet dies nicht, dass der Suğūd entfällt, d. h., man beugt sich für den Suğūd stärker als für den Ruku‘.

Wer in der Lage ist, in den Suğūd zu gehen, muss sich niederwerfen, auch wenn er im Sitzen betet. Und wer seinen Kopf aus bestimmten Gründen nicht auf dem Boden aufsetzen kann, geht so weit wie möglich hinunter und versucht, die Hände statt auf den Oberschenkeln auf dem Boden aufzusetzen.

Sich zwischen den beiden Niederwerfungen hinsetzen

Im Hadīt von ‚Abū Hurayrah heißt es: „Hiernach setze dich hin, bis du im Sitzen zur Ruhe kommst.“ Aus diesem Hadīt ergibt sich, dass das Sitzen zwischen beiden Niederwerfungen ein Rukn ist. Sobald das Gesäß die Fersen berührt oder im Falle des Iftirāš nur die linke Ferse, weil der rechte Fuß senkrecht steht, ist das Sitzen gültig.

In jeder Position zur Ruhe kommen

Man muss in jeder Position zur Ruhe kommen. Dies ist ein Rukn. Wenn man in einer dieser Positionen nicht zur Ruhe kommt, sondern sich sofort wieder bewegt, nachdem man angekommen ist, so ist das Gebet  ungültig, wenn man diesen Fehler nicht verbessert, indem man wieder zurückkehrt bzw. die gesamte Rak’ah wiederholt. 

Der letzte Tašahhud

Wenn ein Şalah aus drei oder vier Rak’ah besteht, gibt es einen ersten Tašahhud am Ende der zweiten Rak’ah und einen zweiten (den letzten) am Ende der letzten Rak’ah. Dieser ist ein Rukn. Dieser Rukn endet, nachdem man das Glaubensbekenntnis ausgesprochen hat und wurde in mehreren bereits zitierten Hadīten erwähnt. Wenn man danach das Gebet beendet, noch bevor man den Segensgruß über den Propheten gesprochen hat, ist das Gebet nach der richtigeren Ansicht gültig, da der Segensgruß über den Propheten kein Rukn ist, sondern Sunnah.

Das Sitzen beim letzten Tašahhud

Beim letzten Tašahhud muss man sitzen. Würde man den Tašahhud beispielsweise im Stehen sprechen, wäre das Gebet ungültig, es sei denn es gäbe einen triftigen Grund

Tartib (Reihenfolge)

Alle vorausgegangenen Rukn müssen in der aufgelisteten Reihenfolge durchgeführt werden, denn so wurden sie uns über den Propheten überliefert. 

Der erste Taslīm

Der Beweis dafür, dass der Taslim ein Rukn ist, ist folgender Hadīt:


عنْ عَلِيَّ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهُ قَالَ قَالَ رَسُولُ الله صلى الله عَلَيْهِ وَسَلَّمَ مِفْتَاحُ الصَّلاةِ الطُّهُورُ وتَحْرِيمُهَا التَّكْبِيرُ وَتَحْلِيلُهَا التَّسْلِيم
‚Aliyy sagte: „Der Gesandte Allahs sagte: Der Schlüssel des Gebetes ist die Reinigung, man tritt ein durch den Takbir und aus durch den Taslim.

Dass nur der erste Taslīm ein Rukn ist, lässt sich aus der Überlieferung ableiten, in der es heißt, dass der Gesandte Allļāhs einmal sein Şaläh mit nur einem Taslim beendete. Folglich ist der zweite eine Sunnah.