Freiwillige Gebete

Das Witr-Gebet (das Gebet ungerader Zahl)

Geseztlich betrachtet handelt es sich hierbei um ein Gebet von ungerader Anzahl an Rak’ah, das man in der Nacht verrichtet. Das Witr-Gebet wird zwischen dem Isha und Fajr-Gebet verrichtet.

Die geringste Anzahl an Rak’ah im Witr-Gebet ist eine. Man darf aber auch drei oder fünf Rak’ah verrichten, denn gemäß Sunnah verrichtet man im Witr-Gebet zwischen einer und elf Rak’ah. Möchte man drei Rak’ah Witr verrichten, so verrichtet man zwei Rak’ah und beendet sein Gebet. Danach verrichtet man anschließend eine einzelne Rak’ah.


Das Qunut-Du’a

Es handelt sich hierbei um ein Bittgebet, das man entweder vor oder nach dem Ruku‘ in der letzten Wirt-Rak’ah spricht. Dieses Du’a ist im Witr Sunnah. Am besten ist es, abzuwechseln, aber es ist auch unproblematisch es regelmäßig zu sprechen. Besonders im Ramadan sollte man es immer sagen, da viele Leute sich rechtmäßig versammeln und die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass Allah das Bittgebet eines Anwesenden erhöhrt. Während dieses Duas hebt man die Hände.

للَّهُمَّ اهْدِنِي فِيمَنْ هَدَيْتَ وَعَافِنِي فِيمَنْ عَافَيْتَ وَتَوَلَّنِي فِيمَنْ تَوَلَّيْتَ وَبَارِكْ لِي فِيمَا أَعْطَيْتَ وَقِنِي شَرَّ مَا قَضَيْتَ إِنَّكَ تَقْضِي وَلاَ يُقْضَى عَلَيْكَ وَإِنَّهُ لاَ يَذِلُّ مَنْ وَالَيْتَ وَلاَ يَعِزُّ مَنْ عَادَيْتَ تَبَارَكْتَ رَبَّنَا وَتَعَالَيْتَ

Allāhum-mahdinī fīman hadayt(a) wa ‚āfinī fīman ‚āfayt(a) wa tawallanī fīman tawallayt(a) wa bārik lī fīmā ‚a’țayt(a) wa qinī šarra mā qadayt(a) ‚innaka taqdī wa la yuqdā ‚alayk(a) wa ‚innahū lā yaḏillu man wālayt(a) wa lā ya’izzu man ‚ādayt(a) tabārakta Rabbanā wa ta’ālayt(a)

„Der Gesandte Allahs hat mir ein paar Worte beigebracht, die ich im Witr-Gebet aufsagen soll: Oh Allah! Leite mich recht wie du diejenigen, die rechtgeleitet sind, rechtgeleitet hast! Schenke mir Gesundheit wie du denjenigen, denen Du Gesundheit geschenkt hast, Gesundheit geschenkt hast! Sei mein Sachverwalter wie fur diejenigen, fur die Du Sachverwalter bist! Segne für mich das, was Du mir gegeben hast! Schutze mich vor dem Übel, das Du bestimmt hast! Du bestimmst (über andere) und niemand bestimmt über Dich! Derjenige, dessen Sachverwalter Du bist, wird nicht erniedrigt werden! Und derjenige, den Du zum Feind genommen hast, wird niemals angesehen sein! Gesegnet und Erhöht seist  Du, unser Herr!

Das Tarawih-Gebet (das freiwillige Nachtgebet im Ramadan)

Gesetzlich gesehen handelt es sich um das freiwillige Nachtgebet, wobei der Begriff „Tarawih“ im Allgemeinen für das freiwillige, gemeinschaftliche Nachtgebet im Ramadan verwendet wird. Es ist unbedenklich, 23 Rak’ah zu beten (die 20 plus 3 Witr), um es dadurch den Leuten einfacher zu machen. Auch 13 Rak’ah zu verrichten ist unproblematisch. Sunnah ist es aber, elf Rak’ah zu verrichten, denn so wurde es von ‚A’išah authentisch über den Gesandten Allahs überliefert. Man kann es in der Moschee mit der Gemeinschaft beten oder zuhause.

Ratibah-Gebete

Gesetzlich handelt es sich bei den Ratibah-Gebeten um freiwillige Gebete, die vor oder/und nach den Fard-Gebeten angeordnet wurden.

Weisheiten der Ratibah-Gebete

Wenn man ein Fard-Gebet beginnt, ohne dass man zuvor ein freiwilliges Gebet verrichtet hat, ist man oft mental nicht gut vorbereitet und deshalb im Fard-Gebet nicht in voller Achtsamkeit bei der Sache. Insofern ist es sehr sinnvoll, nicht direkt mit einem Fard-Gebet zu beginnen, sondern sich zuerst mit einem „Vorgebet“ darauf vorzubereiten. Wer direkt zur Iqamah zum Gebet kommt oder sogar, wenn das Gebet bereits begonnen hat, wird niemals so konzentriert sein wie jemand der zu Beginn des Adhan schon anwesend war und sein Ratibah-Gebet verrichtet hat. Eine gute Tat zieht eine weitere nach sich. Dasselbe gilt auch für die Ratibah-Gebete nach den Fard-Gebet: Da man seine Pflicht bereits erfüllt hat, verrichtet man diese beruhigten Herzens. Außerdem zeigt man seinem Herrn, dass man sich nicht sofort nach der Pflicht von Ihm abwendet, sondern weiterhin mit ihm verbunden bleibt. Und nicht zuletzt vervollständigen die frewilligen Gebete am Tag der Auferstehung die unvollkommenen verrichteten Pflichtgebete.

مَنْ صَلَّى فِي يَوْمٍ ثِنْتَىْ عَشْرَةَ سَجْدَةً تَطَوُّعًا بُنِيَ لَهُ بَيْتٌ فِي الْجَنَّةِ    

Wer zwölf freiwillige Rak’ahs verrichtet hat, für den wird im Paradies ein Haus gebaut.

Die beiden Rak’ah vor dem Fajr

Die wertvollsten aller Ratibah-Gebete sind diejenigen vor dem Morgengebet. Der Gesandte Allahs fasste sich dabei kurz. In diesen beiden Rak’ah ist es eine Sunnah, Surah Nr. 109 (Al-Kafirun) und Surah Nr. 112 (Al-Ikhlas) zu lesen.

Das Ratibah-Gebet vor und nach dem Dhuhr-Gebet

Es ist überliefert worden, dass der Prophet vor und nach dem Dhuhr-Gebet je zwei Rak’ah zu verrichten pflegte: Ebenfalls ist überliefert worden, dass der Prophet vier Rakah vor dem Dhuhr-Gebet betete. Es ist ebenfalls Sunnah, vor und nach dem Dhuhr je vier Rak’ah zu verrichten.

Aus den Überlieferungen ergeben sich folgende Möglichkeiten:

  • Man verrichtet vor- und nachher je zwei Rak’ah.
  • Man verrichtet vor- und nachher je vier Rak’ah.
  • Man verrichtet vorher vier Rak’ah und danach zwei.

Nach dem Magrib-Gebet

Der Gesandte Allahs verrichtete nach dem Magrib zwei Rak’ah. Eine weitere Sunnah ist, diese beiden Rak’ah nicht in der Moschee, sondern zu Hause zu verrichten, sofern dies möglich ist.


Nach dem Isha-Gebet

Auch nach dem Isha ist es Sunnah, zwei Rak’ah zu verrichten.

Wie man freiwillige Gebete am Tag und in der Nacht verrichtet

Zunächst sei noch einmal betont, dass das freiwillige Gebet bei Nacht wertvoller ist als dasjenige bei Tag, und dass es am besten ist, im letzten Drittel der Nacht zu beten. Ob am Tag oder in der Nacht, man verrichtet frewillige Gebet immer in Zweierabschnitten. Nach zwei Rak’ah beendet man sein Gebet mit dem Taslim.

Das Duha-Gebet

Freiwilliges Gebet, das man am frühen Vormittag (Duha) verrichtet und das aus mindestens zwei Rak’ah besteht. Man darf 2, 4, 6, 8 und 12 Rak’ah verrichten. Das Duha-Gebet darf verrichtet werden, sobald die Sonne um eine Speerlänge aufgegangen ist, d.h. ca. 7 Minuten aber sicherheitshalber ca. 12 Minuten nach dem Sonnenaufgang. Die Zeit vorher gehört zu den Zeiten, in denen das Salah untersagt ist. Die Duha-Zeit endet mit dem späten Vormittag, denn dann beginnt die Daha-Zeit (später Vormittag). Die Daha-Zeit beginnt ca. 90 bis 120 Minuten vor der Mittagszeit.


Das Sonnenaufgangsgebet (Israq-Gebet)

Anas Ibn Malik berichtet, dass der Gesandte Allahs (Frieden und Segen auf ihm) sagte:

„Wer das Morgengebet in der Gemeinschaft verrichtet, hiernach sitzen bliebt und Allah gedenkt, bis die Sonne aufgegangen ist, danach zwei Rak’ah verrichtet, so wird einem die Belohnung einer vollkommenen, vollkommenen, vollkommenen, Hajj und Umrah gutgeschrieben.‘‘

Diesen gewaltigen Lohnt erhält man also nur wenn man:

  • Das Fajr-Gebet nicht allein, sondern in der Gemeinschaft verrichtet hat. Offensichtlich bezieht sich der Hadith nicht nur auf das Gemeinschaftsgebet in der Moschee sondern, auch auf dasjenige auf der Reise und wenn man entschuldigt zu Hause in der Gemeinschaft betet.
  • Allahs gedenkt, indem man bspw. den Qur’an liest, Allah lobpreist, religiöse Fragen beantwortet, Allahs Religion lehrt, Allah um Vergebung bittet, Bücher über den Islam liest, andere berät, Gutes gebietet, Schlechtes verbietet. Wer sich über Weltliches unterhält oder Sündhaftes sagt z.B. schlecht über einen Muslim spricht, erhält diese Belohnung nicht.
  • An der Stelle sitzen bleibt, an der man gebetet hat. Steht man auf, um z.B. einen Mushaf zu holen, erhält man diese Belohnung also nicht.
  • Zwei Rak’ah verrichtet. Diese beiden Rak’ah sind das Israq-Gebet

Zwei Rak’ah nach dem Wudu

Der Prophet vollzog einst den Wudu und sagte anschließend:

مَنْ تَوَضَّأَ نَحْوَ وُضُوئِي هَذَا ثُمَّ صَلَّى رَكْعَتَيْنِ، لاَ يُحَدِّثُ فِيهِمَا نَفْسَهُ، غَفَرَ اللَّهُ لَهُ مَا تَقَدَّمَ مِنْ ذَنْبِهِ

„Wer den Wudu so ähnlich vollziet wie ich und hiernach zwei Rak’ah verrichtet, sich währenddessen nicht ablenken lässt, dem werden seine vergangenen Sünden vergeben.“

Dieses Gebet verrichtet man am besten direkt nach dem Wudu, damit man nicht versehentlich zwischen dem Wudu und dem Gebet etwas tut, was die Belohnung wegnimmt.

Das Istiharah-Gebet

„Istiharah“ bedeutet „das Bessere von beidem ersuchen“. Wenn dir also eine Entscheidung schwerfällt und dir Sorgen machst, dann verrichtest du dieses Gebet, allerdings erst, nachdem du dich von vertrauenswürdigen Fachleuten hast beraten lassen und vorhast, die Sache auch wirklich anzugehen. Manche Leute beten das Istiharah-Gebet bevor sie sich beraten lassen. Das ist falsch, dennn nachdem man Allah um Hilfe gebeten hat, soll man niemanden mehr um Rat fragen.

اللَّهُمَّ إنِّي أَسْتَخِيرُكَ بِعِلْمِكَ, وَأَسْتَقْدِرُكَ بِقُدْرَتِكَ, وَأَسْأَلُكَ مِنْ فَضْلِكَ الْعَظِيمِ! فَإِنَّكَ تَقْدِرُ وَلا أَقْدِرُ, وَتَعْلَمُ وَلا أَعْلَمُ, وَأَنْتَ عَلامُ الْغُيُوبِ! اللَّهُمَّ, إنْ كُنْتَ تَعْلَمُ أَنَّ هَذَا الأَمْرَ 

[Hier wird die Angelegenheit genannt]

خَيْرٌ لِي فِي دِينِي وَمَعَاشِي وَعَاقِبَةِ أَمْرِي, فَاقْدُرْهُ لِي, وَيَسِّرْهُ لِي, ثُمَّ بَارِكْ لِي فِيهِ. اللَّهُمَّ وَإِنْ كُنْتَ تَعْلَمُ أَنَّ هَذَا الأَمْرَ شَرٌّ لِي فِي دِينِي وَمَعَاشِي وَعَاقِبَةِ أَمْرِي, فَاصْرِفْهُ عَنِّي وَاصْرِفْنِي عَنْهُ, وَاقْدُرْ لِي الْخَيْرَ, حَيْثُ كَانَ ثُمَّ ارْضِنِي بِهِ

Allāhumma innī astakhīruka bi ʿIlmik, wa as-taqdiruka bi Qudratik, wa as-aluka min Faḍlik-al-ʿaẓīm. Fa innaka taqdir wala aqdir, wa taʿlamu wala aʿlam, wa anta ʿallamul-Ghuyūb. Allāhumma in kunta taʿlamu anna haḏal Amr (hier nennt man sein Anliegen) khayrun lī fī Dīnī wa Maʿāschī wa ʿāqibati Amrīfaqdirhu lī wa yassirhu lī, ṯumma bārik lī fīh. Wa in kunta taʿlamu anna haḏal Amr scharru-lī fī Dīnī wa Maʿāschī wa ʿāqibati Amrī fasrifhu ʿannī wasrifnī ʿanhu waqdur li-l-Khayra hayṯu kāna, ṯumma arḍinī bih!


„O Allah wahrlich, ich bitte Dich um das Beste durch Dein Wissen und bitte Dich um Kraft durch Deine Allmacht und bitte Dich um Deine großartige Gnade! Denn wahrlich, Du bist mächtig, und ich vermag nichts, und Du bist wissend, und ich besitze kein Wissen, und Du bist der Kenner des Verborgenen! O Allah, wenn Du weißt, dass diese Angelegenheit (hier nennt man sein Anliegen) gut für mich ist, in Bezug auf meine Religion, mein Leben und den Ausgang meiner Angelegenheit, so bestimme sie für mich, und erleichtere sie für mich, hierauf segne sie für mich, und wenn Du weißt, dass diese Angelegenheit schlecht für mich ist, in Bezug auf meine Religion, mein Leben und den Ausgang meiner Angelegenheit, so halte sie von mir fern und halte mich von ihr fern, und bestimme für mich das Gute, wo auch immer es sei, hierauf stelle mich damit zufrieden!‘“

Das Gebet bei Sorgen (Salat al-Hagah)

Wenn einen etwas bedrückt, man Kummer hat oder ein schweres Schicksal erleidet, gehört es zur Sunnah, ein Gebet zu verrichten.

Sukr-Sugud (die Niederwerfung aus Dankbarkeit)

Wenn einem Muslim etwas Gutes passiert ist oder ein Übel vom ihm fortgegangen ist, ist es Sunnah sich aus Dank niederzuwerfen.