‘Id-Gebet (Zucker- und Opferfest)

Das Fest des Fastenbrechens, auch ‚Id al-Fitr‘ genannt und regional als Zuckerfest bekannt, findet unmittelbar nach dem Fastenmonat Ramadan, in den ersten drei Tagen des Folgemonats Schawwal, statt. ‘Id al-Adha, auch bekannt als Opferfest, findet am 10. Tag des Monats Dhu al-Hidscha statt. Das Fest dauert bis zum 13. Tag des Monats an. 

Zum ‚Adha-Gebet mit nüchternem Magen gehen, zum Fitr-Gebet zuvor etwas essen

Es ist Sunnah, erst zum Fitr-Gebet zu gehen, nachdem man zuvor etwas gegessen hat. Dadurch zeigt man Allah deutlich, dass man gestern noch Seinem Gebot, zu fasten, folgte und heute aufgrund Seiner Anordnung nicht mehr fastet:

عَنْ أَنَسِ بْنِ مَالِكٍ قَالَ كَانَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ لَا يَغْدُو يَوْمَ الْفِطْرِ حَتَّى يَأْكُلَ تَمَرَاتٍ

Anas Ibn Malik sagte, Der Gesandte Allahs ging am Fitr-Tag morgens nie hinaus, bevor er Datteln gegessen hatte.

Zum ‚Adha-Gebet geht man hingegen, wenn man vorhat, ein Tier zu opfern, mit nüchternem Magen, damit das erste, was man an diesem Tag isst, Fleisch von diesem Tier ist. Wer kein Tier opfert, kann auch vorher etwas zu sich nehmen.

Wann man sich zum ‘Id-Gebet begibt

Es ist Sunnah, dass sich der Ma’mum früh am Morgen auf den Weg macht und sich zu Fuß zum Ort begibt, wo das Id-Gebet stattfinden wird. Dadurch betet man nämlich in der ersten Reihe und erhält für das Warten auf das Gebet zusätzliche Belohnung. Nun verbringt man seine Zeit mit dem Takbir. Da man heute seine besten Kleider trägt, muss man besonders aufpassen, nicht hochmütig zu wirken, sondern vielmehr dankt man Allah unterwürfig für diesen Tag und dafür, dass Er einen gekleidet hat. Ähnliches gilt für die Frau: Sie sei davor gewarnt, Parfüm aufzutragen, sodass andere es riechen können. Auch sollte ihre Kleidung keine Blicke auf sich ziehen, damit sie nicht vielleicht mit mehr Sünden als guten Taten nach Hause zurückkehrt.

Ist man am Ort, wo das Gebet stattfinden wird, angekommen, verrichtet man nach manchen Gelehrten das Tahiyyatul-Masğid (zwei Rakah die man beten, bevor man sich hinsetzt), denn in einer Überlieferung bezeichnete der Prophet (Frieden und Segen auf ihm) diesen Platz als einen Musalla, d. h. Gebetsplatz.

Der Imam soll erst später erscheinen, d. h. am besten so, dass er gleich mit dem Gebet beginnen kann, denn nach manchen Gelehrten wird der Takbir am ‘Id-Tag beendet, sobald der Imam erscheint. Sollte der ‚Imam von weit herkommen, ist es kein Problem, wenn er frühzeitig erscheint, um eine Verspätung zu vermeiden.

Dass der Imam nicht von Anfang an mit den Leuten zusammensitzt, sondern erst dazukommt, wenn die Gemeinde sich bereits versammelt hat, trägt nämlich dazu bei, dass er diejenige Sonderstellung in den Herzen der Menschen erhält, die er verdient Gerade der Imam soll in seiner schönsten Kleidung erscheinen, damit er den anderen ein Vorbild ist. Aber auch er soll darin nicht übertreiben, damit die Armen sich neben ihm nicht gedemütigt fühlen.

Dasselbe gilt auch für diejenigen Leute, die I’tikaf machten: Dieser endete nämlich mit dem Sonnenuntergang des letzten Tages des Ramadan, und deshalb sollen auch sie am Tag des Festes den Gusl vollziehen und in ihren schönsten Kleidern zum Gebet erscheinen.

Die Bedingungen für die Gültigkeit des id-Gebetes

Ansässigkeit

Eine Person ist entweder:

  1. auf Reise (Musafir),
  2. ansässig,
  3. oder sie hält sich auf der Reise an einem Ort für eine Weile auf und gilt dann auch als ansässig. 

Die Ansässigkeit ist Bedingung für die Gültigkeit des ‚Id- Gebetes. Ein Reisender verrichtet kein ‚Id-Gebet, denn der Gesandte Allahs (Frieden und Segen auf ihm) vollzog am Opfertag während seiner Pilgerfahrt kein ‚Id-Gebet, ebenso, als er mit Allahs Erlaubnis Makkah befreite.


Die Mindestanzahl an Betenden

Drei Personen sind ausreichend.

Auf dem Rückweg einen anderen Weg nehmen

Es ist Sunnah, nach dem Gebet nicht den gleichen Weg zurückzugehen, auf dem man gekommen ist

عَنْ ابْنِ عُمَرَ أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ أَخذ يَوْمَ الْعِيدِ في طريقٍ ثُمَّ رَجَعَ فِي طَرِيقٍ آخَرَ

Ibn Umar berichtet, dass der Gesandte Allahs am Id-Tag auf dem Hinweg einen Weg nahm und auf dem Rückweg einen anderen. 

Die Erde ist Zeuge, wenn man auf ihr Gutes tut. Geht man verschiedene Wege, hat man am Tag der Auferstehung viele Zeugen. 

Das Id-Gebet und die Predigt

Wie das Id-Gebet verrichtet wird

Es ist Sunnah, vor der Predigt mit dem ‘Id-Gebet zu beginnen:

عَنْ ابْنِ عَبَّاسٍ قَالَ شهدت العيد مع رسول الله صلى الله عليه وسلم وأبي بكر وعمر وعثمان رضي الله عنهم فَكُلُّهُمْ كَانُوا يَصَلُّونَ قَبْلَ الخطبة

Ibn ‚Abbas sagte: „Ich verrichtete das ‚Id-Gebet mit dem Gesandten Allahs Abu Bakr, Umar und ‚Uthman Alle beteten immer vor der Predigt.

Die Predigt vorher abzuhalten, macht sie nach manchen Gelehrten ungültig und gehört zu den Neuerungen. Richtigerweise macht diese Neuerung das Salah jedoch nicht ungültig, da auch die Sahabah damals, als Marwan dies tat, hinter ihm beteten.


Adhan und Iqamah

Das Gebet beginnt ohne Adhan und ohne ‚Iqamah:

عَنْ ابْنِ عَبَّاسٍ وَعَنْ جَابِرِ بْنِ عَبْدِ اللَّهِ قَالا لمْ يَكُن يُؤذِّنُ يَوْمَ الْفِطْرِ وَلَا يَوْمَ الْأَضحَى

Ibn Abbas und Gabir Ibn Abdillah sagten beide, Der Gebetsruf wurde weder am Fitr-noch am Adha-Tag ausgerufen.

Der Takbir im ‚Id-Gebet

Das Gebet wird in der ersten Rak’ah mit sieben Takbir eröffnet:


عَنْ عَائِشَة أَن رَسُولَ اللهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ كَانَ يُكَبِّرُ فِي الْفِطْرِ وَالْأَضحَى فِي الْأُولَى سَبْعَ تَكْبِيرَاتٍ وَفِي الثَّانِيَة خَمْسًا

‚A’išah berichtet, dass der Gesandte Allahs beim Gebet zum Tag des Fastenbrechens und beim Gebet zum Opferfest in der ersten (Rak’ah) siebenmal den Takbir sprach und in der zweiten Rak’ah fünfmal.

Man spricht also den Takbir in der ersten Rak’ah inklusive ‚Ihram Takbir insgesamt sieben mal, und in der zweiten Rak’ah fünfmal

Das Heben der Hände bei jedem Takbir

Es wurde über ‚Umar ibn al-Khattab überliefert, dass er bei jedem Takbir des Ğanazah- und Id-Gebetes seine Hände hob. Zwischen den Takbir legt man die rechte Hand auf die linke Hand, wie üblicherweise im Gebet.


Das Istiftah-Du’a

Das Istiftah-Du’a kann man nach dem Tahrim-Takbir sprechen, besser und der Sunnah näher ist es jedoch, es erst nach allen zusätzlichen Takbir zu sagen. Hiernach spricht man die Isti’adha und beginnt dann mit der Qur’an-Rezitation. Manche Gelehrte  sind der Ansicht, dass man dieses Du’a weglässt


Was man nach der Fatihah liest

Es ist Sunnah, bei den ‚Id-Gebeten laut zu lesen (der Imam). Nach der Fatihah liest man gemäß der Sunnah die Suren al-‚A’la (Sure Nr. 87) und al-Gašiyah (Sure Nr. 87) :

عَنِ النُّعْمَانِ بْن بَشِيرٍ أَنَّ رَسُولَ اللهِ صَلَّى اللهُ عَليه وسلم كان يقرأ في العيدين ويَوْمِ الْجُمُعَةِ بِسَبِّح اسْمَ رَبِّكَ الْأَعْلَى وَهَلْ أَتَاكَ حَدِيث الغاشية قال وربما اجتمعا فِي يَوْمٍ وَاحِدٍ فَقْرأ بِهِمَا

An-Nu’man Ibn Bašīr berichtet, dass der Gesandte Allahs an den beiden ‘Id- Gebeten und am Freitag Preise den Namen deines höchsten Herrn und Ist zu dir die Geschichte der Überdeckenden gekommen? Manchmal trafen beide (Tage) aufeinander, dann las er trotzdem beide.

Oder man liest die Suren Qaf (Sure Nr. 50) und al-Qamar (Sure Nr. 54):

عَنْ عُبَيْدِ اللَّهِ بْنِ عَبْدِ اللَّهِ أَنَّ عُمَرَ بْنَ الْخَطَابِ سَأَلَ أَبَا وَاقد الليثي مَا كَانَ يَقْرأُ بِهِ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ فِي الأَضحَى والفطر فقال كان يقرأ فيهما بق والقرآن المجيد واقْتَرَبَتْ السَّاعَةُ وَانْشَقَّ الْقَمَر

Ubaydullah Ibn Abdillah berichtet, dass Umar Ibn al-Hattab Abu Wagid al- Laythiyy Folgendes fragte: Was pflegte der Gesandte Allahs beim Adha und Fitr zu lesen?“ Er sagte, Er las bei beiden, Qaf. Bei dem ruhmvollen Qur’an und Näher ist die Stunde (des Gerichts) gekommen und gespalten hat sich der Mond.

Das heißt, man liest jeweils die eine Surah in der ersten und die andere In der zweiten Rak’ah. Danach geht man wie gewohnt mit dem Takbir in den Ruku‘.


Die zweite Rak’ah

Wenn man nach der Niederwerfung den Takbir zum Aufstehen gesprochen hat, spricht man nun im Stehen fünfmal den Takbir. Anschließend macht man in der zweiten Rak’ah dasselbe wie in der ersten. In beiden Rak’ah beginnt man mit dem Takbir vor der Qur’an-Lesung.


Das Urteil über die zusätzlichen Takbir und die beiden Predigten

Die zusätzlichen Takbir, d.h. diejenigen ab dem zweiten bis zum siebten und in der zweiten Rak’ah alle fünft, nachdem man aufgestanden ist, sind Sunnah. Wenn man also einen davon oder mehrere oder auch alle vergrisst, werden keine Sahw-Niederwerfungen fällig. 

Beispiel: Jemand beginnt nach dem ersten Takbir direkt mit der Fatihah: In diesem Fall betet er ganz normal weiter und braucht sich am Ende nicht wegen Vergesslichkeit niederzuwerfen.  Dasselbe gilt für die beiden Predigten, die im Anschluss an das Gebet gehalten werden. Das Gebet ist also auch ohne anschließende Predigt gültig.

Vor und nach dem ‚Id-Gebet beten

Vor und nach dem ‚Id-Gebet am ‚Id-Gebetsplatz zu beten ist nach manchen Gelehrten makruh, manche Gelehrte sagen sogar Bid’ah, weil weder der Gesandte Allahs (Frieden und Segen auf ihm) noch die Sahabah dies zu tun pflegten. Wenn man wieder zuhause ist, bleibt alles wie sonst auch.

Wer das ‚Id-Gebet verpasst hat

Das Gebet kann teilweise oder ganz verpasst werden. Wer das Gebet erreicht, während der ‚Imam den Takbir spricht oder den Qur’an liest, betet einfach mit dem ‚Imam ab der Stelle weiter, an der er gerade ist.

Beispiel: Der ‚Imam ist gerade beim dritten Takbir angekommen. In diesem Fall spricht man den Ihram-Takbir und danach mit dem ‚Imam nur die restlichen Takbir. Man holt die verpassten Takbir weder während noch nach dem Salah nach.

Wer das Gebet teilweise verpasst hat, holt nach dem Taslim des Imam denjenigen Teil nach, den er versäumt hat. Hat man es vollständig verpasst, betet man es nicht nach.