Islamisches Urteil zur Demut

Die richtigste Ansicht in dieser Angelegenheit ist, dass Khuschu Pflicht ist. IbnTaymiyya (rahimuallah) sagte:
„Allah, der Erhabene, sagt:

وَٱسْتَعِينُوا۟ بِٱلصَّبْرِ وَٱلصَّلَوٰةِ ۚ وَإِنَّهَا لَكَبِيرَةٌ إِلَّا عَلَى ٱلْخَـٰشِعِينَ

„Und helft euch durch Geduld und Gebet; dies ist wahrlich schwer, außer für Demütige ,“ [2:45]

Dieser Vers impliziert die Verurteilung derjenigen, welche nicht khashi’un sind. Verurteilung erfolgt erst dann, wenn etwas, was Pflicht ist, nicht gemacht wird oder etwas Verbotenes begangen wird. Wenn diejenigen, die kein Khuschu haben, verurteilt werden, dann indiziert dies, dass Khuschu Pflicht ist (wadschib). Die Tatsache, dass Khuschu Pflicht ist, kommt auch in dem folgenden Vers zur Geltung:

قَدْ أَفْلَحَ ٱلْمُؤْمِنُونَ ١ ٱلَّذِينَ هُمْ فِى صَلَاتِهِمْ خَـٰشِعُونَ ٢

Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen [23:1], die in ihren Gebeten voller Demut sind [23:2]

٨ وَٱلَّذِينَ هُمْ عَلَىٰ صَلَوَٰتِهِمْ يُحَافِظُونَ ٩ أُو۟لَـٰٓئِكَ هُمُ ٱلْوَٰرِثُونَ ١٠ ٱلَّذِينَ يَرِثُونَ ٱلْفِرْدَوْسَ هُمْ فِيهَا خَـٰلِدُونَ ١١

[…] und denjenigen, die ihre Gebete einhalten [23:9] – dies sind die Erben [23:10], die Al-Firdaus erben werden. Auf ewig werden sie darin verweilen. [23:11].“

Allah, aller Ruhm ist sein, der Erhabene, erzählt uns hier, dass diese die Erben des Paradieses sind, welches impliziert, dass niemand sonst so sein wird. Khuschu ist im Gebet Pflicht, und dies schließt Unterwerfung und Ruhe mit sich ein. Wer auch immer im Sudschud (Niederwerfung) wie eine Krähe am Boden pickt, hat kein Khuschu, und wer auch immer nicht richtig von Ruku (Beugung) aufsteht und nicht für einen Moment Pause macht, bevor er in Sudschud geht, hat keine Ruhe und Stille in sich. Denn Ruhe und Stille implizieren angemessenes Tempo, daher hat eine Person keine Ruhe und Stille, wenn kein angemessenes Tempo vorhanden ist. Wer auch immer keine Ruhe hat, hat auch kein Khuschu in seinem Ruku und Sudschud, und wer auch immer kein Khuschu hat, ist ein Sünder. Ein anderer Beweis dafür, dass Khuschu Pflicht ist, ist die Tatsache, dass der Prophet (Frieden und Segen auf ihm) diejenigen gewarnt hat, die kein Khuschu haben, wie denjenigen, der seinen Blick während des Gebetes zum Himmel erhebt, weil diese Handlung der Demut im Gebet widerspricht.(Madschma al-Fatawa, 22/553-558).

Bezüglich den Vorzügen von Khuschu und auch als Warnung gegenüber jenen, die es vernachlässigen, sagte der Prophet (Frieden und Segen auf ihm):

„Fünf Gebete, die Allah als Pflicht auferlegt hat. Wer auch immer die Waschung (für diese Gebete) richtig vornimmt, sie zur rechten Zeit betet, die Beugung korrekt vornimmt und dabei vollkommene Demut (Khuschu) hat, so ist es ein Versprechen Allahs, dass diesem vergeben wird, aber wer auch immer dies nicht so macht, hat kein derartiges Versprechen – wenn Allah es wünscht, wird Er ihm vergeben, und wenn Er wünscht, wird Er ihn bestrafen.“(Überliefert von Abu Dawud, Nr. 425; Sahih al-Dschami, 3242).

Bezüglich den Vorzügen von Khuschu sagte der Prophet (Frieden und Segen auf ihm) auch:

„Wer immer auch die Waschung richtig vornimmt, anschließend zwei Raka (Gebetseinheiten) betet, währenddessen er sich vollkommen konzentriert und an nichts anderes denkt, dem werden alle seine vorherigen Sünden vergeben werden (nach einer anderen Überlieferung: man wird ihm das Paradies garantieren (al-Buchari, al-Bagha Ausgabe, Nr. 158, al-Nesa’i 1/95, Sahih al-Dschami, Nr. 6166).

Wenn wir uns jene Dinge anschauen, die uns helfen, Khuschu im Gebet zu haben, so sehen wir, dass man sie in zwei Arten unterteilen kann:

  1. Dinge, die uns helfen Khuschu zu haben und zu stärken
  2. Das Vermeiden von Dingen, die Khuschu reduzieren und schwächen.

Scheich al-Islam Ibn Taymiyyah (möge Allah barmherzig mit ihm sein) erklärte die Mittel, die uns helfen, Khuschu zu haben:

„Zwei Dinge helfen uns (Demut zu entwickeln): eine starke Sehnsucht das zu verrichten, was Pflicht ist und ein Mangel an Störungen. Bezüglich der starken Sehnsucht die Pflichten zu verrichten, ist folgendes zu sagen:
Es bedeutet, dass man bestrebt ist, sich auf jenes zu konzentrieren, was man sagt und tut. Dass man über die Bedeutung der Qur’anrezitation, Dhikr (Gedenken) und Du’as (Bittgebete) nachdenkt, dabei die Tatsache vor Augen hält, dass man zu Allah (Gepriesen und Erhaben ist Er) spricht, als ob man Ihn sieht, denn wenn man im Gebet steht, spricht man zu seinem Herrn.

Ihsan bedeutet, dass man Allah (Gepriesen und Erhaben ist Er) derart dient, als ob man Ihn sehen könnte, und da man Ihn nicht sehen kann, so sieht Er uns. Je mehr der Diener die Süße des Gebetes (Salah) schmeckt, desto mehr wird er sich davon anziehen lassen. Und dies hat mit der Stärke des Glaubens (Iman) zu tun. Die Mittel, mit denen man Iman stärken kann, sind zahlreich. Daher sagte der Prophet (Frieden und Segen auf ihm) auch gewöhnlich:

„In dieser Welt wurden mir Frauen und Parfüm liebgemacht, und mein Vergnügen ist im Gebet.“

In einer anderen Überlieferung sagte er:

„Lass uns Gemütlichkeit im Gebet finden, O Bilal.“

Er sagte nicht: „Lass es hinter uns bringen und erledigen.“

Bezüglich dem Mangel an Ablenkungen: Dies bedeutet das Bestreben, all jene Ablenkungen zu entfernen, die veranlassen, an etwas anderes zu denken als an das Gebet. Ebenso bedeutet es, dass man versucht alle Gedanken zu vermeiden, die vom Ziel des Gebetes ablenken. Dies ist etwas, das von einer Person zur anderen verschieden sein kann, weil das Ausmaß an Waswas (Einflüsterungen) mit dem Umfang an Zweifeln und Leidenschaften, der Konzentration und der Abhängigkeit des Herzens von dem, was es begehrt, und von seinen Anstrengungen, das zu vermeiden, was es nicht mag, beeinflusst wird.“ (Madschmua al-Fatawa, 22/606-607)