Sonnen- und Mondfinsternis
Das Kusuf-Gebet (darunter verstehen wir fortan das Gebet zu beiden Ereignissen) gehört zu denjenigen, die man aus Furcht vor Allah verrichtet. Allah sendet diese Zeichen, damit die Menschen aus ihrem Tiefschlaf erwachen und aus ihrer Unachtsamkeit, darauf wies der Gesandte Allahs deutlich hin. Veränderungen in der perfekten Harmonie des Universums erinnern den Gläubigen an den Tauhid und an die Einzigartigkeit Allahs, machen deutlich, dass Einer existiert, der es verändert.
In der Sonnenfinsternis liegt ein Zeichen für die Gläubigen, ein Beweis, dass die Sonne kein Gott ist, denn Allah hat sie für eine bestimmte Frist verdunkelt, damit jeder weiß, wer der wirkliche Herrscher ist. Sie wird hell und dunkel, geht auf und unter, alles durch den Befehl des Herrn. Und wenn Er will, wird sie im Westen aufgehen. Sonnen- und Mondfinsternisse sollen die Menschen auch daran erinnern, dass dieses Universum nicht ewig existieren wird. Schon bald wird alles zu Ende sein. Allah, der uns sonst die Sterne immer erst nach Sonnenuntergang zeigt, ist auch imstande, sie uns zu zeigen, während die Sonne noch weit oben am Himmel steht.
Die Sonnenfinsternis zur Zeit des Gesandten Allahs
Zur Zeit des Gesandten Allahs (Frieden und Segen auf ihm) fand eine Sonnenfinsternis statt. ‚A’išah sagte:
كسفت الشَّمْسُ عَلَى عَهْدِ النَّبِيِّ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ فَقَامَ النَّبِيُّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قِيَامًا شَدِيدًا يَقُومُ بِالنَّاسِ ثُمَّ يَرْكَعُ ثُمَّ يَقُومُ ثُمَّ يَرْكَعُ ثُمَّ يَقُومُ ثُمَّ يَرْكَعُ فَرَكَعَ رَكْعَتَيْنِ فِي كُلِّ رَكْعَةٍ ثلاثُ رَكَعَاتٍ يَرْكَعُ الثَّالِثَةَ ثُمَّ يَسْجُدُ حَتَّى إِن رِجَالًا يَوْمَئِذٍ لَيُغْشَى عَلَيْهِمْ مِمَّا قَامَ بِهِمْ حَتَّى إِنَّ سِجَالَ الْمَاءِ لَتُصَبُّ عَلَيْهِمْ يَقُولُ إِذا رَكَعَ اللهُ أَكْبَرُ وَإِذَا رَفَعَ سَمِعَ اللَّهُ لِمَنْ حَمِدَهُ حَتَّى تَجَلَّتْ الشَّمْسُ ثُمَّ قَالَ إِنَّ الشَّمْسَ وَالْقَمَرَ لَا يَنْكَسِفَانِ لِمَوْتِ أَحَدٍ وَلَا لِحَيَاتِهِ وَلَكِنَّهُمَا آيَتَانِ مِنْ آيَاتِ اللَّهِ عَزَّ وَجَلَّ يُخَوِّفُ بِهِمَا عِبَادَهُ فَإِذَا كسِفا فَافْزَعُوا إِلَى الصَّلَاةِ
„Zur Zeit des Propheten gab es eine Sonnenfinsternis, worauf der Prophet sehr lange im Gebet stand und die Leute mit ihm. Dann verbeugte er sich, erhob sich, verbeugte sich wieder und verrichtete zwei Rak’ah. In jeder Rak’ah verbeugte er sich dreimal. Nach der dritten Verbeugung warf er sich so lange nieder, dass manche sogar in Ohnmacht fielen, weil er so lang in Niederwerfung blieb. Man goss Eimer voller Wasser auf sie! Wenn er sich verbeugte, sagte er Allahu ‚akbar‘. Und wenn er sich erhob, sagte er: Allah hört denjenigen, der Ihn lobt‘. (Er betete), bis die Sonne sichtbar wurde. Dann sagte er: Die Sonne und der Mond verfinstern sich nicht aufgrund des Todes eines Menschen oder seiner Geburt. Vielmehr sind es zwei Zeichen Allahs durch die Er Seinen Dienern Angst macht. Wenn sie sich also verfinstern, dann begebt euch sofort zum Gebet.“
In diesem Verhalten liegt ein Beweis für die Wahrhaftigkeit und für das Prophetentum Muhammads (Frieden und Segen auf ihm). Wäre er ein falscher Prophet, hätte er dieses Ereignis wunderbar zu seinen Gunsten ausnutzen können! Genau an diesem Tag verstarb nämlich Sohn Ibrahim!
Die Leute brachten den Tod seines Sohnes mit diesem Ereignis in Zusammenhang. Es wäre für den Propheten ein Leichtes gewesen, die Naivität der Leute auszunutzen, doch von Allah geleitet machte er ihnen klar, dass sich weder Sonne noch Mond für irgendeinen Menschen verfinstern, auch nicht für einen Propheten oder den Sohn eines Propheten. Einmal mehr bestätigt sich damit die Wahrhaftigkeit des Gesandten Allahs (Frieden und Segen auf ihm).
Als Gemeinschaftsgebet?
Das Kusuf-Gebet darf man sowohl allein als auch in der Gemeinschaft verrichten, auf der Reise und auch daheim. In der Gemeinschaft ist es aber besser, denn der Gesandte Allahs (Frieden und Segen auf ihm) ließ den Mu’addin dazu aufrufen.
Die Uhrzeit
Man beginnt mit dem Kusuf-Gebet, sobald die Sonne oder der Mond beginnt, sich zu verfinstern, wartet also nicht, bis die komplette Verfinsterung eingetroffen ist.
Der Gebetsruf
Sobald die Verfinsterung beginnt, ruft man aus:
الصلاة جامعة – Das Gebet wird gemeinsam verrichtet – As-Salatu Ğamiah!
Es werden ansonten weder Adhan noch die Iqamah ausgerufen.
Wie das Kusuf-Gebet verrichtet wird
Die Anzahl der Rak’ah
Das Kusuf-Gebet besteht aus zwei Rak’ah. Die Anzahl der Verbeugungen in jeder Rak’ah beträgt zwei.
Takbir, Istiftah, Isti’adah
Zuerst beginnt man mit dem Ihram-Takbir, dann spricht man das Istiftah-Du’a‘ und die Isti’adah.
Fatihah
Hiernach liest man aus dem Qur’an, zuerst die Fatihah, laut.
Was man vor der ersten Verbeugung der ersten Rak’ah liest
Man liest lange aus dem Quran, schätzungsweise so viel wie man bräuchte um Surah al-Baqarah zu lesen. Manche Gelehrte sagen auch, man soll dies an die länge der Finsternis anpassen.
Laut oder leise lesen?
Man liest laut.
Wenn man nicht viel vom Qur’an auswendig kennt
Es ist in freiwilligen Gebeten generell erlaubt, aus dem Mushaf zu lesen. Wenn jemand anwesend sein sollte, der den Quran auswendig kann, soll diesem Vorrang gewährt werden.
Der erste und zweite Ruku‘ der ersten Rak’ah
- Nach der Lesung geht man in die erste Verbeugung und bleibt dort etwa so lange, wie man gelesen hat
- Man richtet sich daraufhin wieder auf und sagt dabei, was üblich beim Aufrichten ist.
- Danach darf man die Isti’adah wieder sprechen und wieder aus dem Quran rezitieren
- Dieses mal liest man nicht so lange wie beim ersten Mal. Danach geht man wieder in die Verbeugung, in der man auch nicht so lange verharrt, wie beim ersten Mal
- Man richtet sich auf wie in den üblichen Gebeten und bleibt jetzt nur noch so lange stehen, wie üblich
Die beiden Niederwerfungen
Nun folgen zwei Niederwerfungen. Diese sollen sein wie in den normalen Gebeten. In den beiden Niederwerfungen kann man viele Bittgebete sprechen.
Die zweite Rak’ah
Die zweite Rak’ah wird wie die erste verrichtet, nur in allen Positionen etwas kürzer. Das Gebet wird wie gewohnt mit Tašahhud und Taslim beendet. Nach dem Tašahhud hat man noch einmal eine schöne Gelegenheit, Bittgebete zu sprechen, besonders, wenn die Finsternis noch nicht vorüber ist.
Wenn die Finsternis während des Gebetes endet
Ist die Finsternis während des Gebetes vorbei, fasst man sich kurz, denn die Ursache für dieses Gebet ist dann nicht mehr gegeben Das Kusuf-Gebet endet auch, wenn die Sonne oder der Mond untergehen, selbst wenn sie noch verfinstert sind. Dieses Gebet wird nur einmal verrichtet. Danach kann man, Bittgebete sprechen, Allah um Verzeihung bitten und normale, freiwillige Gebete verrichten.
Verrichtet man das Kusuf-Gebet auch, wenn die Finsternis dort, wo man sich befindet, nicht sichtbar ist?
Das Kusuf-Gebet verrichtet man nur, wenn die Finsternis mit bloßen Augen sichtbar ist, denn der Gesandte Allahs (Frieden und Segen auf ihm) sagte
فَإِذَا رَأَيْتُمْ فَصَلُّوا وَادْعُوا اللَّهَ
Wenn ihr so etwas seht, dann betet und bittet Allah!
Die Finsternisse finden nicht auf der gesamten Erdkugel gleichzeitig statt. Nur wer sie selbst erlebt, verrichtet das Kusuf-Gebet. Die Gesetzlichkeit dieses Gebetes hängt von der Sichtung ab.
Wenn man das Gebet verpasst hat
Ein versäumtes Husuf-Salah wird nicht nachgeholt, wenn die Finsternis vorüber ist.