Unerwünschte (Makruh) Handlungen
„Makruh“ ist eine Handlung, für deren Unterlassung man belohnt, für deren Umsetzung man aber nicht bestraft wird.
Den Umhang geöffnet lassen (Sadl) und den Mund bedecken
عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ نَهَى عَنْ السَّدْلِ فِي الصَّلَاةِ وَأَنْ يُغَطِّيَ الرَّجُلُ فَاهُ
‚Abu Hurayrah berichtet, dass der Gesandte Allahs es verbot, den Umhang im Gebet geöffnet zu lassen (Sadl) und dass ein Mann seinen Mund bedeckt.
Zu verstehen ist, dass folgende Taten unerwünscht sind:
- Ein Obergewand so tragen, dass die Brust frei ist, d.h. beim Umhang beiden Seiten nicht zusammen zu führen
- Hände in den Gewand zu verstecken und sich so zu verbeugen und niederzuwerfen
- Den Umhang auf den Kopf zu legen und herunterhängen zu lassen, ohne dass ein Teil des Kleides auf den Schultern liegt
- Den Mund während des Gebetes zu verdecken, weil die Töne dadurch undeutlich werden (Muss man ihn jedoch aus gutem Grund z. B. mit einer Maske schützen, ist dies unbedenklich)
- Was für den Mund gilt, gilt auch für die Nase, da sie auch zur Verdeutlichung der Laute beiträgt.
- In ein einziges Kleidungsstück eingewickelt beten
- Man soll sich für das Gebet nicht in ein einziges Kleidungsstück ohne Ärmel einwickeln
Ärmel hochziehen oder umschlagen
Auch soll man seine Ärmel nicht umschlagen, um sie beim Suğud nicht schmutzig zu machen, oder hochkrempeln wie ein Arbeiter, denn dies gehört sich nicht, wenn man vor Allah steht. Man würde sich auch nicht vor einen edlen Gast mit hochgekrempelten Ärmeln setzen.
Das Gesicht abwenden
Zu den Makruh-Handlungen gehört es, sich mit dem Gesicht von der Qiblah abzuwenden.
عَنْ عَائِشَةَ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهَا قَالَتْ سَأَلْتُ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ عَنْ الْتِفَاتِ الرَّجُلِ فِي الصَّلَاةِ فَقَالَ إِنَّمَا هُوَ اخْتِلَاسٌ يَخْتَلِسُهُ الشَّيْطَانُ مِنْ صَلَاةِ الْعَبْدِ
‚A’išah sagte: „Ich habe den Gesandten Allahs darüber befragt, dass man sein Gesicht im Gebet abwendet. Da sagte er: „Hierdurch unterschlägt der Satan einen Teil des Gebetes des Dieners.“
Deshalb sagen manche Gelehrte: Je mehr man sich abwendet, desto geringer ist die Belohnung:
قَالَ أَبُو ذَرٍّ قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ لَا يَزَالُ اللهُ عَزَّ وَجَلَّ مُقْبِلًا عَلَى الْعَبْدِ وَهُوَ فِي صَلَاتِهِ مَا لَمْ يَلْتَفِتْ فَإِذَا الْتَفَتَ انْصَرَفَ عَنْهُ
‚Abu Darr berichtet, dass der Gesandte Allahs sagte: „Allah wendet sich Seinem Diener in seinem Gebet so lange zu, wie er sich nicht abwendet. Wenn er sich abwendet, wendet Er sich auch von ihm ab.“
Gibt es jedoch einen wichtigen Grund, sein Gesicht kurz abzuwenden, hat dies keinen Einfluss auf die Gültigkeit des Gebetes. Wenn man sich im Gebet allerdings mit dem ganzen Körper abwendet, wird das Salah ungültig, außer es handelt sich um das Gebet während des Kampfes. Das Abwenden im Gebet kann man in drei Stufen einteilen:
- Man bewegt nur die Augen, indem man nach links oder rechts oder nach oben schaut.
- Man dreht den Kopf. Tut man dies auf eine Art und Weise, dass es für einen Betrachter so aussieht, als bete man gar nicht, ist das Salah ungültig.
- Man wendet sich mit dem Körper ab. Dadurch wird das Salah ungültig, es sei denn, es geschieht unabsichtlich, wie z. B., wenn man gestoßen wird o.Ä.
Zum Himmel schauen
قَالَ عُثْمَانُ قَالَ دَخَلَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ الْمَسْجِدَ فَرَأَى فِيهِ نَاسًا يُصَلُّونَ رَافِعِي أَيْدِيهِمْ إِلَى السَّمَاءِ ثُمَّ اتَّفَقَا فَقَالَ لَيَنْتَهِيَنَّ رِجَالٌ يَشْخَصُونَ أَبْصَارَهُمْ إِلَى السَّمَاءِ قَالَ مُسَدَّدٌ فِي الصَّلَاةِ أَوْلَا تَرْجِعُ إِلَيْهِمْ أَبْصَارُهُمْ
‚Uthman sagte: „Der Gesandte Allahs betrat die Moschee und sah Leute ihre Hände im Gebet gen Himmel strecken […]. Da sagte er: „Entweder sie hören auf, zum Himmel zu schauen – Musaddad sagte: „im Salah – oder ihr Augenlicht wird nicht zu ihnen zurückkehren!“
Dabei spielt es keine Rolle, ob man unter freiem Himmel betet oder unter einem Dach. Beim Salah schaut man auf die Stelle der Niederwerfung.
Die Augen schließen
Uns wurde angeordnet, uns von den Juden zu unterscheiden. Da diese ihre Augen beim Gebet zu schließen pflegten, schließen wir sie nicht, auch nicht eins davon. Selbst wenn auf dem Teppich Verzierungen sind, ist es besser, die Augen geöffnet zu halten, denn wenn sich der Betende auf eine bestimmte Stelle konzentriert, hilft Allah ihm dabei, sich nicht ablenken zu lassen.
Die Arme auf dem Boden ablegen
Dies bezieht sich auf die Niederwerfung. Man soll dabei seine Arme nicht ablegen, wie es die Hunde tun, sondern nur die Hände abstützen und die Arme vom Boden entfernt halten.
Unnötige Bewegungen
Beispielweise:
- seine Kleidung unnötigerweise richten
- mit den Fingern oder Zehen spielen
- die Frisur oder das Kopftuch zurechtzupfen
Dies ziemt sich nicht, wenn man vor Allah steht. Macht jemand so viele dieser unnötigen Bewegungen, dass es für einen Beobachter aussieht, als ob er gar nicht beten würde, urteilt man, dass das Salah gemäß ‚Iğma (Konsens) ungültig ist. Sind es nur wenige, liegt das Urteil zwischen haram (verboten) und mubah (erlaubt), und man sagt deshalb makruh (verpönt).
Hände an die Hüften legen (Ihtisar)
Dies wurde verboten, weil es:
- eine Nachahmung des Satans ist,
- eine Haltung der Juden ist,
- eine Haltung der Überheblichen ist, wo man doch im Gebet unterwürfig erscheinen soll.
Einen Fächer verwenden oder ein Bein entlasten
Im Gebet einen Fächer zu verwenden ist makruh, weil er eine starke Bewegung erfordert, die nicht zum Gebet gehört. Dies gilt nur als makruh, wenn man ihn nötig braucht (Hāğah), ist dies nicht der Fall, wird das Gebet dadurch sogar ungültig. Es ist ebenfalls makruh, nur auf einem Bein zu stehen, um das andere zu entlasten. Dies machen manche Leute gerne, wenn sie im Nachtgebet lange stehen.
Knacken und Verschränken der Finger
Es ist eine Sittenwidrigkeit, selbst gegenüber Menschen.
Die Notdurft unterdrücken
عَنِ الْقَاسِمِ بْنِ مُحَمَّدٍ قَالَ كُنَّا عِنْدَ عَائِشَةً فَجِيءَ بِطَعَامِهَا فَقَامَ الْقَاسِمُ يُصَلِّي فَقَالَتْ سَمِعْتُ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ لَا يُصَلَّى بِحَضْرَةِ الطَّعَامِ وَلَا وَهُوَ يُدَافِعُهُ الْأَخْبَثَانِ
Al-Qāsim Ibn Muhammad sagte: „Wir waren bei ‚Ā’išah und ihr Essen wurde gebracht.“ Dann stand al-Qāsim auf, um zu beten. Da sagte sie: „Ich hörte den Gesandten Allāhs sagen: „Es wird nicht gebetet, wenn das Essen bereit steht und auch nicht, wenn man seine kleine oder große Notdurft verrichten muss.“
Wenn man den Notdurft unterdrückt, wird man sich automatisch nicht völlig dem Gebet widmen können.
Hungrig oder durstig beten
Aus dem zuvor erwähnten Hadith geht hervor, dass man nicht beten soll, wenn man gerade Appetit auf fertig zubereitetes Essen hat, denn dies wäre der Konzentration abträglich. In diesem Fall darf man vom Gemeinschaftsgebet fernbleiben, unter der Bedingung, dass dies nicht zur Gewohnheit wird. Wenn es zufällig geschieht, darf man von dieser Erlaubnis Gebrauch machen.
Die Fatihah wiederholen
Man soll nach der Fatihah nicht nochmal die Fatihah rezitieren.
Geräusche von sich geben
Hier sind Geräusche gemeint, bei denen man nicht mindestens zwei Laute absichtlich ausspricht, dazu gehören:
- „Uff“ als Ausdruck des Überdrusses
- Räuspern
- Stöhnen
- Ächzen
Solche Geräusche führen nach der Mehrheit der Gelehrten nicht zur Ungültigkeit des Salah.
Gähnen
عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ قَالَ قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ إِنَّ اللَّهَ يُحِبُّ الْعُطَاسَ وَيَكْرَهُ التَّثَاؤُبَ فَإِذَا تَثَاءَبَ أَحَدُكُمْ فَلْيَرُدَّهُ مَا اسْتَطَاعَ وَلَا يَقُلْ هَاهُ هَاهُ فَإِنَّمَا ذَلِكُمْ مِنْ الشَّيْطَانِ يَضْحَكُ مِنْهُ
‚Abu Hurayrah berichtet, dass der Gesandte Allahs sagte: „Wahrlich! Allah mag [euer] Niesen, aber [euer] Gähnen nicht. Wenn ihr also gähnt, dann versucht, es soweit ihr könnt zu unterdrücken und macht nicht so: Oaaa! Dies kommt nämlich vom Satan, und der lacht darüber!“
Beim Gähnen soll man entweder den Mund geschlossen lassen oder eine Hand auf den Mund legen.
Kieselsteine beiseiteschieben und die Stirn abwischen
Alle Gelehrten sind sich grundsätzlich darüber einig, dass es makruh ist, die Steinchen auf dem Boden während des Salah beiseite zu schieben. Nachdem man sich auf den blanken Boden niedergeworfen hat, ist es nach manchen Gelehrten makruh, die Stirn abzuwischen. Ist allerdings zu befürchten, der Sand o. ä. könnte in die Augen gelangen, darf man ihn zweifellos entfernen.